aus der WAGE
Es könnte alles so schön sein: Bewährte Veranstaltungen in den Gemeinden und in der Region können endlich wieder stattfinden. Neues kann ausprobiert werden. Feste – wie im August das Gemeindefest in Warstein – können gefeiert werden. Gebäudefragen werden geklärt, nicht zuletzt mit der umfassenden Sanierung des Geseker Bodelschwingh-Hauses.
Doch die Prognose für die Personal- und Pfarrstellensituation in unserer Kirche, die uns im vergangenen Jahr erreicht hat, dämpft die Euphorie. Wir realisieren ganz langsam, dass sich vieles von dem, was uns an Kirche wichtig ist – ganz persönlich und als Gemeinden –, nicht einfach so weiterführen lässt. Als Gesamtkirche bewegen wir uns auf eine Zeit des Mangels zu. Und dabei sind einmal nicht vorrangig die Finanzen das Problem, sondern vor allem die Aussicht auf viel zu wenige Menschen, die ihren Dienst als Hauptamtliche, als Pfarrerinnen und Pfarrer aufnehmen könnten. Wer in 10 Jahren die Pfarrstellen in unserer Kirche besetzen soll, der muss JETZT sein Studium beginnen. Dass es genügend Menschen für die aktuell vorhandenen Stellen geben könnte, ist nicht in Sicht. Befürchtungen sagen, dass sich die Pfarrstellen innerhalb der nächsten 10 Jahre halbieren müssen, gegebenenfalls ergänzt durch pastoral Mitarbeitende aus anderen Berufsgruppen. Schuld daran sind vielfältige Ursachen, nicht zuletzt der Demografische Wandel, der auch vor Kirche nicht Halt macht.
Wir wollen als Kirche in der Region für die Menschen da sein:
Für die ehrenamtlich und beruflich in den Gemeinden Tätigen genauso wie für die, die mit ihren Fragen und Nöten zu uns kommen, mit uns feiern und ihren Glauben leben wollen.
Wie das gehen soll – angesichts düsterer Zukunftsperspektiven?
Das wissen wir auch noch nicht, die Pfarrerinnen und Pfarrer genauso wenig wie die Presbyterinnen und Presbyter der drei Kirchengemeinden in der Region. Was wir aber wissen: Wir wollen uns nicht den Mut nehmen lassen. Wir wollen hoffnungsvoll nach vorne blicken und die Zukunft unserer Gemeinden, der Region und unserer Kirche aktiv mitgestalten.
Wir suchen nach völlig neuen Bildern und Ausdrucksformen von Kirche – so wie es auf den Fotos der gemeinsamen Presbyteriumssitzung im Juni in Anröchte zu sehen ist.
Die Presbyterien haben beschlossen, sich auf dieser Suche nach Bildern und Antworten auf drängende Fragen von einer erfahrenen Organisationsberaterin professionell begleiten zu lassen. So wollen wir miteinander ins Gespräch kommen und gemeinsam ein Konzept dafür entwickeln, wie wir auch in Zukunft evangelische Kirche leben können – sowohl in der großen Fläche als auch ganz lokal in den vielen Begegnungen vor Ort. Wir wollen die Bedürfnisse der drei Gemeinden und ihrer Menschen ernstnehmen und im Blick behalten. Wir wollen daran arbeiten, dass Aufgaben machbar bleiben und die Region als Zweckgemeinschaft der Gemeinden zukunftsfähig wird.
Sicherlich, es ist noch ein ganzes Stück Weg zu gehen. Aber wir sind über den ersten Schritt schon längst hinaus. Jetzt heißt es, weitergehen, hoffnungsvoll und gewohnt WAGE-mutig. Nicht immer nur geradeaus, sondern mit der nötigen Sorgfalt, mit Pausen und oft auch mit gemeinsamem Ringen um Antworten.
Was die Zukunft bringen wird? Wir gehen einen Schritt nach dem anderen. Und dann? Ja, das werden wir dann sehen.
(Rebecca Basse, Regionalpfarrerin)